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Wir waren mal drei

– Wir waren mal drei –

In einer Gartenanlage in Gardelegen wurden wir geboren zwischen Müll, Dreck und Unrat.

Ich bin eines von dreien.

Wir sind zwei Wochen alt, gucken können wir nicht, weil wir ganz schlimmen Katzenschnupfen haben. Der macht, dass die Augen ganz verklebt sind und man keine Luft durch die Nase bekommt. In einem Schuppen sind wir geboren, dunkel, nass, stinkig und kalt war es da. Unsere Mami ist schwach und hat immer Hunger. Hier kommen welche, ich glaube man nennt sie Menschen, die geben unserer Mami und den anderen Futter. Die anderen, ich weiß nicht wie viele die sind. Aber viele.

Diese Menschen sagen: „Irgendwo müssen die Babys sein“. Aber wir sind ganz still, sie können uns nicht finden. Sie kommen jeden Tag und sie bringen immer Essen mit. Ich höre sie immer über uns reden, aber unsere Mami hat uns gut versteckt. Sie hat uns in einen anderen Schuppen gebracht, sie passt gut auf uns auf. Aber uns ist kalt, wir haben so kleine braune Krabbeldinger, die überall auf uns rumlaufen, die pieken und das tut so weh.

Ich hab gehört wie die Menschen zu jemandem gesagt haben: „Bitte fass die Kitten nicht an, das ist nicht gut“.

Einen Tag später waren da zwei Hände, die legten uns woanders hin, wir hatten solche Angst. Dann wieder Stille. Jetzt bin ich irgendwo runter gefallen und liege hier allein, mir wird immer kälter.

Wieder große Aufregung. Alles ist laut. Jetzt packen uns wieder Hände. Diesmal aber wird mir wärmer. Die Hände haben mich in eine Decke gelegt. Und da kommen auch schon meine beiden Geschwisterchen. Endlich wieder kuschelig. Aber wir sind so müde, müde vor Hunger, Kälte und Schmerzen. Wo ist nur unsere Mami?

Plötzlich ruckelt es. Wir sind in ein Auto gepackt worden und unsere Mami muss auch da sein, ich kann sie riechen. Eine Weile dauert das Ruckeln. Wir sind alle so müde. Eines von meinen beiden Geschwisterchen war aber am meisten müde, es schläft einfach weiter, es schläft jetzt für immer. Jetzt bin ich nur noch eines von zweien.

Wieder ruckelt es. Ich weiß nicht, wo wir sind, aber da ist meine Mami. Endlich!

Wir wurden jetzt von diesen Krabbeldingern befreit und in ein warmes Bettchen zu unserer Mami gepackt. Wir sind so erschöpft, dass uns die Augen zufallen.

Als ich wieder aufgewacht bin, hat mein anderes Geschwisterchen immer noch geschlafen. Ich glaube, es schläft jetzt auch für immer. Nur zwei kurze anstrengende Wochen voller Hunger, Angst und Schmerzen durften wir zusammen leben.

Jetzt bin ich nur noch eines, wir waren mal drei.