Heute möchten wir von einer Stadttaube berichten, die uns in der Stadt gemeldet wurde.
Eine von denen, an denen so viele Menschen täglich vorbeigehen.
Eine von denen, die oft erst auffallen, wenn es eigentlich schon zu spät ist.
Als wir sie fanden, war sie schwer verletzt.
Ihre Füße waren grausam verkrüppelt, abgeschnürt von Schnüren, vermutlich Verpackungsreste oder Fäden, die sich über Wochen oder Monate immer tiefer in Haut und Gewebe geschnitten hatten.
Das Blut wurde abgeschnürt, das Gewebe starb ab.
Am Ende blieben nur noch zwei kleine Stümpfe.
Zusätzlich hatte sie eine massive, offene Verletzung im Brustbereich.
Das Gewebe war bereits nekrotisch.
Und trotzdem:
Diese Taube lebte.
Sie kämpfte.
Sie nahm dankbar die Körner an, die man ihr anbot.
Draußen, in der Kälte.
Zwischen Asphalt, Schuhen und Gleichgültigkeit.
Wir brachten sie in die Tiermedizinische Hochschule Hannover.
Dort wurde alles geprüft, auch die Möglichkeit einer Operation.
Doch die Wahrheit war bitter:
Die Verletzungen waren zu schwer.
Sie hätte nie wieder fliegen können.
Sie hätte ihr Leben lang Schmerzen gehabt… beim Stehen, beim Laufen, bei jeder Bewegung.
Wir mussten sie gehen lassen.
Nicht, weil sie „nur eine Taube“ war.
Sondern, weil wir Leid nicht verlängern.
Allein der Transport, die Diagnostik und der Versuch, eine Lösung zu finden, verursachten Kosten von rund 300 Euro, selbst dann, wenn am Ende nur noch Erlösung möglich war.
Und genau hier stellen wir uns immer wieder dieselbe Frage:
Warum werden Stadttauben so oft übersehen?
Wäre es ein Hund gewesen (oder eine Katze) hätten vermutlich viel früher Menschen reagiert.
Aber Tauben?
Sie leiden oft mitten in der Stadt.
Vor Geschäften.
Auf Gehwegen.
Vorbeigehende schauen weg oder denken, ein Anruf allein reicht.
Gerade in der Porschestraße werden uns regelmäßig schwer verletzte Tauben gemeldet.
Viele sind abgemagert.
Viele sind unterkühlt.
Viele sterben, noch bevor Hilfe ankommt.
Wisst ihr was schlimm ist? Wenn man ankommt und eine Taube ist einfach auf dem Boden sitzend erfroren.
Manchmal sind es aufmerksame Ladeninhaber, die nicht wegsehen, die die Tiere in Kartons mit Luftlöchern sichern und uns informieren.
Dafür sind wir dankbar.
Denn Wegsehen tötet!!
Stadttauben sind keine „Plage“.
Sie sind Haustiere, die der Mensch einst gezüchtet und dann sich selbst überlassen hat.
Und sie fühlen:
Schmerz.
Angst.
Kälte.
Hunger.
Bitte schaut hin.
Bitte meldet verletzte Tiere sofort.
Und bitte denkt daran:
Jedes Leben zählt auch das, das keine Lobby hat.

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