Spaghettini
Im Moment läuft bei uns ein größeres Projekt in einem kleinen Dorf in der Nähe von Wolfsburg. Den genauen Ort können wir noch nicht verraten, aber ich kann euch sagen: Dort leben unzählige Katzen, die seit Jahren um’s Überleben kämpfen müssen.
Wir haben schon einige von ihnen gefangen, kastriert und tierärztlich versorgt. Manche waren zu krank, um gleich kastriert zu werden, andere sind noch klein und gehen bald in die Vermittlung. Aber heute möchte ich euch von einer ganz besonderen kleinen Katze erzählen.
Sie ist grau getigert mit weiß und dünn wie ein Strich in der Landschaft. Dort, vor diesem Hof, sitzt in der Dämmerung eine riesige Schar an Katzen. Alle haben Hunger und das bisschen Futter, das sie einmal am Tag bekommen, reicht niemals für so viele hungrige Mägen. Einige Kitten sind in den letzten Jahren einfach verschwunden.
Für die Anwohner war es schon fast „normal“, solch schlimme Zustände zu sehen. Kitten, denen die Maden aus den Augen krochen. Kaum vorstellbar, dass man sich daran gewöhnen kann.
Endlich. Die Falle ging zu. Dieses eine kleine, abgemagerte Kätzchen saß drin. So hungrig, so ausgemergelt. Ich war erleichtert und gleichzeitig unendlich traurig über ihr Elend. In Panik hat sie sich beschmutzt, alles war voller Durchfall. Sie musste erstmal beim Tierarzt gebadet werden. Nur Haut und Knochen…
An der Fangstelle war sie immer die, die auf Abstand blieb. Die anderen Katzen sind sofort ans Futter, sie dagegen ist hoch auf einen Pfeiler gesprungen, hat alles von oben beobachtet, gezuckt bei jeder Bewegung der anderen. Sie hat sich nicht getraut, sich Futter zu holen…So ein kleines, hilfloses Wesen, ungefähr ein halbes Jahr alt. Ist klar, dass sie es dort richtig schwer hatte.
Und jetzt? Jetzt ist sie in Sicherheit. Sie hatte ihre erste große Spaghetti-Party nach der Parasitenbehandlung… sie hatte Spulwürmer ohne Ende, die ihr alles weggefressen hatten. Aber jetzt geht es bergauf!
Der Durchfall ist vorbei, sie schaut dich an, sie schnurrt, sie gibt Köpfchen. Und jedes Mal, wenn sie ihren vollen Napf bekommt, sieht sie dich mit großen Augen an, als würde sie sagen: „Ist das wirklich alles für mich? Ich danke dir, dass ich nie wieder Hunger leiden muss.“
Und genau deshalb suchen wir jetzt für diese kleine Maus ein Zuhause. Ein Zuhause, wo sie nie wieder hungern muss, wo sie geliebt und umsorgt wird, so wie sie es verdient.
Für Spaghettini und all die anderen Schattenkatzen.
Bis uns irgendjemand hört…
