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Kiwi

Eine Katze aus einer der Beschlagnahmungen, die sich so eine Familie wünscht…

Ich weiß nicht mehr, wie lange ich dort war. Für mich war jeder Tag gleich: stickig, eng, dunkel. Die Luft hat in meiner Nase gebrannt, als hätte sie fiese Monsterkrallen. Es gab kein Sonnenlicht. Nur Schatten.

In meinen Ohren pochte ein Schmerz, der nie aufhörte. Eine Entzündung, die sich anfühlte, als würde mein Kopf platzen. Und in meinem Mund… jeder Zahn tat weh. Ich konnte kaum fressen. Später mussten fast alle Zähne gezogen werden. Vielleicht war es besser, dass ich das vorher nicht wusste.

Dann kamen Menschen. Viele. Sie bewegten sich schnell, sie sprachen Worte, die ich nicht verstand. Ich wusste nicht, dass sie helfen wollten. Für mich war es nur Angst. Das Einfangen. Das Wegbringen. Alles fremd. Alles laut. Alles zuviel.

Aber es war der Anfang von etwas Gutem. Auch wenn ich das erst viel später merken werde.

Heute lebe ich an einem Ort, der nicht weh tut. Ich habe einen warmen Platz, bekomme regelmäßig Futter und Wasser. Meine Ohren sind endlich geheilt. Mein Mund tut nicht mehr weh. Der schlimme Infekt ist vorbei. Ich wurde kastriert, behandelt, versorgt. Und trotzdem blieb etwas zurück: die Angst. Sie sitzt tief in meinem Blick. Bei den anderen aus meiner Gruppe ist sie schon kleiner geworden. Bei Peanut sieht man es ! Ihre Augen sind weich geworden. Meine noch nicht.

Heute war ein besonderer Tag. Ich bin nicht sofort weggelaufen. Zum ersten Mal habe ich einen Schleckisnack aus der Hand genommen. Ganz vorsichtig. Ganz langsam. Und ich habe etwas gespürt, das ich fast vergessen hatte: Hoffnung.

Ich wünsche mir ein Zuhause. Menschen, die mich sehen. Die mich nicht bedrängen. Die verstehen, dass ich Zeit brauche. Ein warmes, ruhiges Zuhause, in dem ich lernen darf, dass die Welt nicht nur aus Schmerz und Angst besteht.

Ich bin Kiwi. Und ich wünsche mir, dass ich auch endlich ankommen darf. 🖤